Energiewende und Industrie 4.0 waren wichtige Themen auf dem 2. Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquium
Zum zweiten Mal organisierte das IOB das Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquium. Am Donnerstag den 10. und Freitag den 11. Oktober 2019 versammelten sich in Aachen über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wissenschaft und Industrie, um sich über den aktuellen Stand der Forschung und Entwicklung sowie die zukünftigen Aufgaben und Herausforderungen der Branche zu informieren und diese zu diskutieren. Bedeutende Themen des Kolloquiums waren neben aktuellen Entwicklungen auf dem Gebiet der Industrieöfen und Wärmebehandlungsanlagen im Allgemeinen, insbesondere die Positionierung der Branche im Fokus der Energiewende sowie Fragestellungen der Industrie 4.0 im Ofenbau in Verbindung mit aktuellen Entwicklungen auf dem Gebiet der Mess- und Regeltechnik. Behandelt wurden die Themen in insgesamt 50 Vorträgen, die abgesehen von den Plenarvorträgen am Donnerstagvormittag in zwei parallelen Vortragsreihen organisiert waren. Das SuperC-Gebäude der RWTH Aachen hat sich mit seinen beiden Vortragssälen im obersten Stockwerk mit einem interessanten Ausblick über die Stadt wieder als bestens geeigneter Veranstaltungsort erwiesen.
„Von der Branche, auch wenn sie nicht im absoluten Fokus der täglichen Berichterstattung steht, werden innovative Lösungen für die Zukunft erwartet. Dies betrifft die Topics Energieeffizienz und niedrige Emissionen der Prozesse und Anlagen hinsichtlich NOx, CO und insbesondere CO2. Die Vielzahl der Vorträge soll dazu einen angemessenen Beitrag leisten“, so Professor Dr.-Ing. Herbert Pfeifer, Veranstalter des Kolloquiums. Dies spiegelte sich auch bereits in den Themen der Plenarvorträge am Donnerstagvormittag wieder. Nach einem einleitenden Vortrag zur „Energiewende in der Thermoprozesstechnik?“ von Professor Pfeifer berichtete Anna Feldman vom VDMA European Office über aktuelle Entwicklungen in der Klimapolitik in der EU und Deutschland. Daran schlossen sich zwei Vorträge an, die konkretere technische Lösungen diskutierten bzw. vorstellten. Professor Dr.-Ing. Marc Hölling berichtete über „Induktive Knüppelvorwärmung als eine Möglichkeit zur Bereitstellung von Regelenergie“ am Beispiel des Stahlwerks von ArcelorMittal Hamburg. Abgeschlossen wurde dieser erste Block zum Themenkomplex Energiewende durch Dr. Steffen Schirrmeister, der verschiedenste Optionen von „Power-to-X-Anlagen im technischen Maßstab“ aus Sicht der thyssenkrupp Industrial Solutions AG vorstellte. Weitere Plenarvorträge wurden von Professor Dr.-Ing. Hans-Jürgen Odenthal von der SMS group sowie von Professor Dr. Marcus Kirschen vom Fraunhofer-Zentrum für Hochtemperatur-Leichtbau HTL, beides Ehemalige des IOB, gehalten. Professor Odenthal beschrieb in seinem Vortrag aktuelle Möglichkeiten und Grenzen der Strömungssimulation in der metallurgischen Verfahrenstechnik. Professor Kirschen stellte die Thermoprozesstechnik sowie aktuelle Forschungsthemen am Fraunhofer-Zentrum für Hochtemperatur-Leichtbau HTL und an der Universität Bayreuth vor.
Auch im weiteren Vortragsprogramm am Donnerstagnachmittag und Freitag, welches jeweils in zwei parallelen Sessions organisiert war, spielte das Thema Energiewende mit 10 weiteren Vorträgen noch eine bedeutende Rolle. Die behandelten Themen reichten von erforderlichen Entwicklungen für eine Emissionsneutralität der Industrie bis 2050 über den Tunnelofen im Fokus der Energiewende, Potentiale für eine CO2-neutrale Prozesswärmeerzeugung für Wärme- und Glühöfen bis zum Einsatz von Rohbiogas, der Verbrennung von Pyrolyseöl und allgemeiner der zukünftigen Beheizung von Industrieöfen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Vorträge lag im Bereich Industrie 4.0 und den aktuellen Entwicklungen auf dem Gebiet der Mess- und Regeltechnik. Hier reichten die Vortragsthemen von Predictive Maintenance für Wärmebehandlungsöfen und sicherer und vernetzter Automatisierung von Thermoprozessanlagen über die hybrid-modellgestützte Optimierung für Feuerungs- und Ofenanlagen, modellbasierter Regelung eines Ofens und ein Inline-Prozessmodell für die kontinuierliche Wärmebehandlung bis zur Vorstellung neuer bzw. weiterentwickelter Messmethoden.
Aber auch über diese beiden Themenfelder hinaus wurde zahlreiche weitere Vorträge gehalten. Thematisch reichten diese von optimierten Wärmebehandlungsprozessen, neuen Ofenkonzepten oder automatisierten Wärmebehandlungskonzepten über die thermische Vorbehandlung von Aluminiumschrotten und Drehrohr- sowie Schachtöfen bis hin zu Kühlkonzepten und den Eigenschaften keramischer Dämmstoffe. Zahlreiche Präsentationen des Kolloquiums können auf der Webseite abgerufen werden. Darüber hinaus sind die ausgearbeiteten Beiträge in einem Tagungsband zusammengefasst und über das IOB erhältlich.
Begleitet wurde das Vortragsprogramm durch eine kleine Posterausstellung über aktuelle Forschungsvorhaben. Hier und in den Pausen bot sich für die Teilnehmer nochmal die Möglichkeit Detailfragen des Industrieofenbaus zu diskutieren und neue Kontakte zu knüpfen.
Neben dem Kern des Kolloquiums, dem Vortragsprogramm, wurde die Veranstaltung durch ein Get-together am Vorabend sowie eine Abendveranstaltung im Ballsaal des alten Kurhauses der Stadt Aachen abgerundet. Das Get-together am Mittwochabend bot die Möglichkeit die Versuchshalle des IOB zu besichtigen und zwischen Versuchsständen erste Diskussionen zu führen und Kontakte zu pflegen. Die Abendveranstaltung im stilvollen Ambiente des Ballsaals wurde auch dazu genutzt das Wirken von Herrn Professor Dr.-Ing. Heinrich Köhne, der das IOB über viele Jahrzehnte geprägt hat, anlässlich seines 80. Geburtstags in einer Laudatio von Professor Dr.-Ing. Christian Küchen zu würdigen. Danach konnte der Tag bei einem festlichen Bankett ausklingen und es gab noch einmal die Gelegenheit sich über Vergangenheit und Zukunft des Industrieofenbaus auszutauschen.
Im Fokus des diesjährigen Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquiums standen damit erneut vor allem die aktuellen Entwicklungen aber auch die zukünftigen Herausforderungen für den Industrieofenbau. Die Veranstaltung bietet dabei auf der einen Seite eine mindestens im deutschsprachigen Raum einmalige Breite an Themen fokussiert auf Industrieofenbau und Thermoprozesstechnik. Auf der anderen Seite versammelt das Kolloquium ein breites Spektrum an Experten aus Industrie, Wissenschaft und Forschungsinstituten. „Wir sehen ein großes Potential, das Kolloquium als wichtige Branchenveranstaltung zu etablieren und einen Beitrag zum Wissensaustausch zwischen Forschung und Industrie zu leisten. Außerdem ist für uns als IOB natürlich auch die Etablierung und Pflege unseres Netzwerks über das Kolloquium von großem Interesse. Wir planen daher den Zweijahresrhythmus beizubehalten und im Herbst 2021 das dritte Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquium auszurichten“, berichtet Dr.-Ing. Thomas Echterhof, Organisator des Kolloquiums.
Impressionen vom 2. Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquiums
Programm des 2. Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquiums
Programmheft des 2. Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquiums (PDF)
Tagungsband
Die Fachbeiträge des Kolloquiums wurden in einem Tagungsband gedruckt und veröffentlicht. Der Tagungsband kann über das Institut bezogen werden. Weitere Informationen dazu erhalten Sie auf der Seite Tagungsbände.
Sponsoring
Herzlich bedanken möchten wir uns bei den Sponsoren, die uns durch Ihre Unterstützung die Ausrichtung des 2. Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquiums in diesem Rahmen ermöglicht haben: