Wasserstoffthemen dominierten das 3. Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquium

„Aller guten Dinge sind drei“ – unter diesem Motto organisierte das Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik (IOB) der RWTH Aachen das Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquium. Am Donnerstag den 7. und Freitag den 8. Oktober 2021 versammelten sich in Aachen über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wissenschaft und Industrie, um sich über den aktuellen Stand der Forschung und Entwicklung sowie die zukünftigen Aufgaben und Herausforderungen der Branche zu informieren und diese zu diskutieren. Dank 2G-Regelung konnte mit dem Kolloquium nach langer Zeit wieder eine Präsenzveranstaltung zum persönlichen Austausch angeboten werden.

Das Kolloquium startete am Donnerstagvormittag mit einer Reihe von Plenarvorträge, die sich um die Themen Wasserstoff, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit drehten. Es folgten weitere Vorträge in zwei parallelen Vortragsreihen. In insgesamt 49 Vorträgen wurden so die aktuellen Themen des Ofenbaus und der Thermoprozesstechnik präsentiert und diskutiert. Eine herausragende Stellung haben dabei allein zahlenmäßig die Beiträge zur Dekarbonisierung bzw. zum Einsatz von Wasserstoff in Thermoprozessanlagen eingenommen. Ergänzt wurden diese Themen durch Vorträge zu aktuellen Entwicklungen auf dem Gebiet der Industrieöfen und Wärmebehandlungsanlagen, zur Automatisierung und Modellierung thermischer Prozesse, zur Mess- und Regeltechnik bis hin zu 3D-gedruckten Komponenten für die Thermoprozesstechnik.

Erneut hat sich dabei das SuperC-Gebäude der RWTH Aachen mit seinen beiden Vortragssälen im obersten Stockwerk mit einem interessanten Ausblick über die Stadt als bestens geeigneter Veranstaltungsort erwiesen.

„Dieses Kolloquium wird vor allem durch das immer allgegenwärtigere Thema „Klimawandel“ und den daraus resultierenden rigiden CO2-Reduktionszielen geprägt. Für die Reduzierung der CO2-Emissionen ist die Thermoprozesstechnik für den Bereich der industriellen Energieumwandlung ein wichtiger Player. Aufgrund der Vielfalt unterschiedlicher Anwendungsgebiete der Thermoprozesstechnik stellt sich die Frage, wie diese Branche den steigenden CO2-Emissionsminderungszielen Rechnung tragen kann. Ist es die Steigerung der Energieeffizienz, die Elektrifizierung der Prozesse oder sind es die „regenerativen Brenngase“ wie grüner Wasserstoff oder synthetisches Methan?“, so Professor Dr.-Ing. Herbert Pfeifer, Veranstalter des Kolloquiums. Dies spiegelte sich auch bereits in den Themen der Plenarvorträge am Donnerstagvormittag wider. Mit einem Vortrag zur „RWTH Strategie am Beispiel Wasserstoff“ eröffnete der Prorektor für Forschung und Struktur der RWTH Aachen, Professor Dr.-Ing. Matthias Wessling, das Kolloquium und stellte Aktivitäten der RWTH im Bereich Wasserstoff wie das Zukunftscluster Wasserstoff und das Center for Sustainable Hydrogen Systems vor. Die Sicht der Industrie auf die „Anforderungen der Dekarbonisierung an die Thermoprozesstechnik“ wurde von Dr.-Ing. Joachim Wünning, Geschäftsführer der WS Wärmeprozesstechnik GmbH und Vorsitzender des Vorstandes der Fachabteilung Thermoprozesstechnik im VDMA, vorgetragen.

Weitere Aktivitäten an der RWTH, insbesondere in der Fakultät bzw. Fachgruppe, der auch das IOB angehört, präsentierte der Dekan der Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik, Professor Peter Kukla, mit einem Vortrag zu „Ressourcen, Materialien und Kreislaufwirtschaft in der Energiewende – die Fakultät 5 der RWTH im Wandel“ sowie Professor Dr.-Ing. Tobias Kleinert mit einem Vortrag zu „Digitalisierung und Automatisierung für nachhaltige Technologien“. Abgeschlossen wurden die Plenarvorträge von Professor Pfeifer mit einem Vortrag zu „Lehre und Forschung am IOB – Gegenwart und Zukunft“.

Auch im weiteren Vortragsprogramm am Donnerstagnachmittag und Freitag spielte das Thema Dekarbonisierung und Wasserstoffeinsatz mit zahlreichen weiteren Vorträgen eine bedeutende Rolle. Die behandelten Themen reichten von erforderlichen Entwicklungen für eine Dekarbonisierung der Prozesswärme über Ofenkonzepte für die Nutzung grüner Energieträger, klimafreundliche Prozesswärmeerzeugung durch Wasserstoff in der Glasindustrie bis Entwicklungstrends beim Einsatz von regenerativem Wasserstoff in Thermoprozessanlagen und allgemeiner dem Einsatz von Wasserstoff in Brennern von Industrieöfen.

Aber auch über diese Themenfelder von Dekarbonisierung und Wasserstoffeinsatz hinaus wurde zahlreiche weitere Vorträge gehalten. Thematisch reichten diese von optimierten Wärmebehandlungsprozessen, neuen Ofenkonzepten oder automatisierten Wärmebehandlungskonzepten über die thermische Vorbehandlung von Aluminiumschrotten bis hin zu Kühlkonzepten und 3D-gedruckten Komponenten für Thermoprozessanlagen. Zahlreiche Präsentationen des Kolloquiums können auf der Webseite des Kolloquiums abgerufen werden. Darüber hinaus sind die ausgearbeiteten Beiträge in einem Tagungsband zusammengefasst und über das IOB erhältlich.

Neben dem Kern des Kolloquiums, dem Vortragsprogramm, wurde die Veranstaltung durch ein Get-together am Vorabend sowie eine Abendveranstaltung im Ballsaal des alten Kurhauses der Stadt Aachen abgerundet. Das Get-together am Mittwochabend bot die Möglichkeit die Versuchshallen des IOB zu besichtigen und zwischen Versuchsständen erste Diskussionen zu führen und Kontakte zu pflegen. Die Abendveranstaltung im stilvollen Ambiente des Ballsaals wurde dazu genutzt den Tag bei einem festlichen Bankett ausklingen zu lassen. Dabei gab es noch einmal die Gelegenheit sich über Vergangenheit und Zukunft des Industrieofenbaus auszutauschen.

Im Fokus des diesjährigen Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquiums standen damit erneut vor allem die aktuellen Entwicklungen aber auch die zukünftigen Herausforderungen für den Industrieofenbau im Bereich der Dekarbonisierung der Industrie. Die Veranstaltung bietet dabei auf der einen Seite eine mindestens im deutschsprachigen Raum einmalige Breite an Themen fokussiert auf Industrieofenbau und Thermoprozesstechnik. Auf der anderen Seite versammelt das Kolloquium ein breites Spektrum an Experten aus Industrie, Wissenschaft und Forschungsinstituten. „Wir freuen uns, dass wir das Kolloquium als wichtige Branchenveranstaltung etablieren und gerade nach dem pandemiebedingten Wechsel zu reinen Onlineveranstaltungen in den vergangenen Monaten wieder einen Beitrag zum persönlichen Wissensaustausch zwischen Forschung und Industrie leisten konnten. Wir werden daher auch im Herbst 2023 wieder alle sehr gerne zum dann vierten Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquium einladen“, berichtet Dr.-Ing. Thomas Echterhof, Organisator des Kolloquiums.

Impressionen vom 3. Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquiums

Programm des 3. Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquiums

Programmheft des 3. Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquiums (PDF)

Tagungsband

Die Fachbeiträge des Kolloquiums wurden in einem Tagungsband gedruckt und veröffentlicht. Der Tagungsband kann über das Institut bezogen werden. Weitere Informationen dazu erhalten Sie auf der Seite Tagungsbände.

Sponsoring

Herzlich bedanken möchten wir uns bei den Sponsoren, die uns durch Ihre Unterstützung die Ausrichtung des 3. Aachener Ofenbau- und Thermoprozess-Kolloquiums in diesem Rahmen ermöglicht haben: